Manche können es mühelos, andere Mühen sich. Das Schwimmen. Kaum ein Sportart separiert Könner von potentiellen Neueinsteigern auseinander. Woran kann dies liegen?
Eine Analyse:
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- Beim Schwimmen bewegen wir uns horizontal und nicht vertikal vorwärts. Dies widerspricht dem angeborenem Vortriebskonzept des Körpers. Dieser uns angeborene Vorwärtsgang wird durch die horizontale Blickrichtung unserer Augen bestimmt. Beim Schwimmen wiederum können wir nicht nur nicht gerade aus schauen, sondern haben den Blick nach unten auch noch eingeschränkt. Wir bewegen uns demnach nicht in der Richtung der Augen vorwärts und zudem auch noch in einer anderen Lage.
- Bewegen wir uns fort, stoßen wir uns immer vom Boden, vom Pedal, oder aber wie beim Rudern, von einem festen Gegenstand, in diesem Falle einem Ruder ab. Sind wir im Wasser, haben wir diesen fixen Punkt nicht, an dem wir uns „festhalten“ können. Lediglich Wasser, welches zwischen 0 und 100 Grad in einem flüssigen Aggregatzustand existiert haben wir um uns herum. Unser Körper muss seine für Druckempfindungen sensiblen Rezeptoren für das Wasser umerziehen und leichte Druckdifferenzen im Wasser spüren können, wenn er ein Wassergefühl entwickeln will. Ein schlichten „reißen“ des Wassers nach hinten reicht beim Schwimmen nicht aus, das die Wasser Molekühle einem dann im wahrsten Sinne des Wortes durch die Hände gleiten würden. Diese „Umschulung“ erfordert viel Zeit und verliert sich auch schnell wieder, oder die Rezeptoren kein Training im Wasser erfahren.
- Rotationsfähigkeit ist im Schwimmen ein weiteres Problem vieler Athleten. Wer das Kraulschwimmen beherrscht, der schraubt seinen Körper geradezu nach vorne, indem er die Rotation des Körpers nutzt, um seine Hand kraftvoll senkrecht zur Schwimmrichtung nach hinten zu schieben. Wer seinen Arm nur nach hinten schiebt und den Körper nicht rotiert, der wird seine Körperkraft nur eingeschränkt nutzen und immer hinter seinen Möglichkeiten zurück bleiben.
- Die Atmung ist bei jeder Sportart frei möglich. Durch die Bewegung im Wasser, können wir hier nur atmen, wenn der Mund oberhalb der Wasseroberfläche ist. Zum einen können wir dann nur in bestimmten Phasen des Zuges einatmen und zum anderen durch den sog. Tauchreflex erschwert. Dieser soll verhindern, dass wir unter Wasser Luft einatmen. Er erschwert allerdings auch das Atmen knapp über der Wasseroberfläche und verhindert bei vielen ein entspanntes Atmen.
Wer sich im Schwimmen verbessern will, der sollte sich diese vier grundlegenden Probleme bewusst sein. Die ersten Schritte im Wasser sind nicht, wie man denken könnte, das Erlernen der Technik, sondern das Spüren lernen des Wassers. In der Fachliteratur wird dies als Wassergewöhnung beschrieben. Erst im zweiten Schritt geschieht die Wasserbewältigung in Form des Erlernen der Schwimmtechnik. Wer sich Zeit läßt und das Wasser mit allen Sinnen wahrnimmt und sich darin entspannen kann, wird auf lange Sicht locker und Entspannt durchs Wasser gleiten. Wer dem Wasser seinen Willen aufzwingt, der wird schnell an Grenzen stoßen, an denen er sich nicht weiter entwickelt. Spätestens dann wäre es Zeit einen Schritt zurück zu machen und sich wieder dem Spüren des Wassers hinzugeben.
Folgende Übungen könnt ihr für das Spüren des Wassers machen:
Luft anhalten: Im Wasser müsst ihr euch, wie bereits beschreiben, entspannen. Dies könnt ihr spielerisch über das anhalten eurer Atmung trainieren. Versucht bis zu einer Minute die Luft anzuhalten. Entweder haltet ihr euch dabei am Beckenrand fest, oder frei im Wasser schwebend.
Auftreiben: Körperspannung und Wasserlage sind das Resultat der richtigen Anspannung unser Muskeln und Sehnen im Wasser. Wenn ihr dies richtig macht, werdet ihr nur mit einem Pullbuoy zwischen den Beinen euren gesamten Körper, ohne das dieser sich vorwärts bewegt, an der Wasseroberfläche halten.
Gleiten: Stoßt euch am Beckenrand ab und versucht gestreckt so weit zu kommen wie ihr könnt ohne, dass ihr die Arme oder Beine benutzt. Startet entweder im Wasser oder mit einem Sprung ins Wasser.